Joker Jeans beliefert bald keine Ladengeschäfte mehr
Der Bekleidungshersteller aus Bönnigheim stellt von August an auf Direktvertrieb um. Das führt aber zu reichlich Verärgerung bei seinen Handelspartnern.

Der Hosenhersteller Joker zieht sich aus dem stationären Einzelhandel zurück. Ein entsprechendes Schreiben, das das Unternehmen an seine Handelspartner geschickt hat, bestätigte Geschäftsführer Thomas Golze. Allerdings machte er keinerlei weitere Angaben zu den Gründen oder der künftigen Strategie der Firma.
Deutschlandweit in Geschäften erhältlich
Die Joker Jürgen Bernlöhr GmbH ist in Bönnigheim ansässig und betreibt in Ilsfeld einen Lagerverkauf mit angeschlossener Vorführ-Wäscherei. Weitere Outlets bestehen in Allensbach am Bodensee, in Pfronten im Allgäu und in Ettenheim im Ortenaukreis. Daneben sind die Produkte des Unternehmens - Jeans und Gürtel - in zahlreichen Läden in Deutschland erhältlich, von Flensburg bis Berchtesgaden. Aus dem Shopfinder auf der Internetseite von Joker geht hervor, dass zum Beispiel die Modekette Peek & Cloppenburg Artikel aus Bönnigheim in mehreren ihrer Filialen führt.
Schreiben an die Geschäftspartner
Damit soll im Sommer aber Schluss sein. Die Fachzeitung "Textilwirtschaft" zitiert aus dem Schreiben, das Geschäftsführer und Firmengründer Jürgen Bernlöhr an seine Handelspartner verschickt hat. Demnach habe sich das Unternehmen wegen "tiefgreifender Veränderungen in der Branche" entschlossen, künftig nur noch auf Direktvertrieb zu setzen. Wörtlich heißt es demnach darin: "Wir werden daher die Geschäftsbeziehung mit Ihnen beenden und Bestellungen, die nach Ablauf des 31.07.2021 bei uns eingehen, nicht mehr nachkommen." Aufträge, die bis dahin eingingen, würden jedoch bedient.
Nach Angaben des Blattes seien einige Handelspartner darüber jedoch derart verärgert, dass sie sogar eine sofortige Beendigung der Geschäftsbeziehung beabsichtigten und auch schon auf die Auslieferungen für die Frühjahrssaison verzichten wollen. "Wir sind maßlos verärgert und enttäuscht, dass wir mit einem simplen Schreiben abgespeist werden", wird in dem Artikel ein Händler zitiert, der aber namentlich nicht genannt werden wollte.
Gegründet in Wüstenrot
Gegründet wurde das Unternehmen 1975 von Jürgen Bernlöhr mit erster Produktionsstätte in Wüstenrot. Anfangs wurden noch Jeans, Baumwollhosen, T-Shirts, Sweatshirts und Polohemden für Damen und Herren hergestellt. 1980 verlagerte die Firma ihren Sitz nach Ilsfeld, wo 1987 eine eigene Wäscherei und Färberei entstand. 1989 wurde die Näherei nach Medellin in Kolumbien verlegt. Wäscherei, Färberei und Verwaltung zogen 1999 nach Bönnigheim, in Ilsfeld verblieb der Fabrikverkauf mit kleiner Vorführ-Wäscherei.
Joker hatte erst 2012 seinen eigenen Onlineshop gestartet, der 2019 neu gestaltet wurde. Über ihn wird künftig wohl ein wesentlicher Teil des Vertriebs laufen. Welche weiteren Kanäle sich das Unternehmen nun erschließen will, ließ Geschäftsführer Golze offen.