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Bad Rappenau
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Das Geheimnis der Schlosslina

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Die 2012 verstorbene Autorin Charlotte Hofmann-Hege schrieb auf, was den Kammersänger Rudolf Schock mit Bonfeld verband: eine Freundschaft zu Lina Brandt. In dem Buch "Alle Tage ist kein Sonntag", das 1991 im Salzer-Verlag erschien, erzählt sie eine zutiefst menschliche Geschichte.

Die Magd Lina Brandt aus Livland arbeitete und lebte nach dem Krieg im Bonfelder Schloss. Charlotte Hofmann-Hege erzählte liebevoll die Geschichte von Linas Verhältnis zu Rudolf Schock.
Fotos: Ulrike Plapp-Schirmer
Die Magd Lina Brandt aus Livland arbeitete und lebte nach dem Krieg im Bonfelder Schloss. Charlotte Hofmann-Hege erzählte liebevoll die Geschichte von Linas Verhältnis zu Rudolf Schock. Fotos: Ulrike Plapp-Schirmer  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike

Als die Schriftstellerin Charlotte Hofmann-Hege im Juni 2012 starb, hinterließ sie etliche Bücher. Erzählungen aus der eigenen Vergangenheit, aber auch liebevoll geschriebene Biografien. Ein Juwel ist die Geschichte um die Bonfelder Schlossmagd Lina Brandt und deren Verhältnis zu dem einst berühmten Kammersänger und Schauspieler Rudolf Schock.

Die Magd starb 1990 im hohen Alter von 97 Jahren. "Alle Tage ist kein Sonntag" erschien ein Jahr später im Eugen-Salzer-Verlag, Heilbronn.

Den Titel entlieh Charlotte Hofmann-Hege einem Schlager, den Carl Ferdinands und Carl Clewing zusammen komponiert hatten. Der Tenor Rudolf Schock sang das Lied ein, und Lina Brandt, die alle seine Platten besaß, lauschte ihm nach getaner Arbeit. Sie träumte dabei von alten, besseren Tagen.

Erinnerung an die Stallmagd

Einige Bonfelder erinnern sich noch an Lina Brandt. Annette Kißling, die Enkeltochter des damaligen Schlossbesitzers und Diplom-Landwirts Otto Gebhard, erzählt von Besuchen bei ihr, "da war ich vielleicht fünf Jahre alt". Die Magd sei freundlich gewesen, aber immer schwarz gekleidet, "das Kopftuch unter dem Kinn geknotet".

Als die Familie Kißling 1981 nach Bonfeld ins Schloss zog, war Lina bereits im Altersheim in Bad Wimpfen, wo eine Grabplatte auf dem dortigen Friedhof an sie erinnert.

Charlotte Hofmann-Hege verknüpfte in "Alle Tage ist kein Sonntag" zwei Biographien: die von Lina Brandt, die als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, und die des evangelischen Pfarrers Helmut Hofmann, der mit seiner Frau Charlotte 1949 ins Pfarrhaus neben dem Schloss einzog. "Von außen gesehen", schrieb die Autorin in ihrem Buch, sei Lina Brandt eine der Ärmsten im Dorf gewesen.

Rudolf Schock war ein Star seiner Zeit, ist aber immer Mensch geblieben. Zu der Schlossmagd Lina Brandt hatte er ein besonderes Verhältnis.
Foto: imago stock&people
Rudolf Schock war ein Star seiner Zeit, ist aber immer Mensch geblieben. Zu der Schlossmagd Lina Brandt hatte er ein besonderes Verhältnis. Foto: imago stock&people  Foto: imago stock&people

Tatsächlich stammte die Magd aber von einer wohlhabenden Bauernfamilie aus Livland, östlich von Riga, ab. Auch ihr früh verstorbener Mann hatte einen "schönen, großen Hof". Das Geld, das Lina verdiente, spendete sie. Kost und Logie waren frei - auch als sie in Rente ging und noch ein paar Jahre bescheiden in "ihrem Schloss" wohnte.

Charlotte Hofmann-Hege habe den Habitus von Lina Brandt genau getroffen, sagt Annette Kißling. Dass Rudolf Schock einst in Bonfeld war, um die Stallmagd zu besuchen, sei in der Familie nur am Rande erwähnt worden: "Vor Erfurcht ist man da nicht in die Knie gegangen."

Ein Star seiner Zeit

Dabei war Schock zu der Zeit ein großer Star. Populär geworden war er durch Musikfilme wie "Du bist die Welt für mich" von 1953 oder "Das Dreimäderlhaus" von 1958. Seine Stimme und sein Aussehen ließen Frauenherzen schmelzen. Auch das von Lina Brandt.

Lina Brandt und Rudolf Schock bei seinem letzten Besuch im Alterheim.
Lina Brandt und Rudolf Schock bei seinem letzten Besuch im Alterheim.  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike

Nach schwerer Krankheit begann sie ihm Briefe zu schreiben. Per Fleurop schickte sie ihm lachsfarbene Rosen zu. Er bedankte sich mit Schallplatten, die Lina abends nach getaner Arbeit auflegte. Sie investierte fast ihr ganzes Geld in Geschenke für ihren "geliebten Sänger". Und zwar so lange, bis der Pfarrer und Gisela Schock, die Frau des Opern- und Filmstars, einen Plan schmiedeten.

Helmut Hofmann legte ein Konto an, auf das Rudolf Schock bald jedes Mal, wenn er Rosen bekam, Geld einzahlte. Was Lina brauchte, wurde von diesem Geld finanziert. Das also verbirgt sich hinter dem "Geheimnis um Rudolf Schock und die Schlossmagd", wie der Untertitel von Charlotte Hofmann-Heges unterhaltsamen Buch lautet. Auf dem Markt ist es vergriffen. Antiquarisch ist es übers Internet zu bekommen.

Zur Person

Charlotte Hofmann-Hege war Schriftstellerin und die Frau des langjährigen Bonfelder Pfarrers Helmut Hofmann. Geschichten aus ihrem persönlichen Umfeld verwandelte sie in Romane. "Alle Tage ist kein Sonntag", nach einem Lied, das Rudolf Schock einst gesungen hat, erschien 1991 im damaligen Eugen-Salzer-Verlag in Heilbronn.

Darin beschreibt Hofmann-Hege nicht nur eine zutiefst menschliche Liebesgeschichte. Sie zeigt sich auch als Chronistin ihrer Zeit. In Bad Rappenau war Charlotte Hofmann-Hege eine viel geachtete Frau. Sie starb im Juni 2012 im Alter von 91 Jahren. Ihre Geschichten leben weiter.

Die Magd Lina Brandt aus Livland arbeitete und lebte nach dem Krieg im Bonfelder Schloss. Charlotte Hofmann-Hege erzählte liebevoll die Geschichte von Linas Verhältnis zu Rudolf Schock.
Fotos: Ulrike Plapp-Schirmer
Die Magd Lina Brandt aus Livland arbeitete und lebte nach dem Krieg im Bonfelder Schloss. Charlotte Hofmann-Hege erzählte liebevoll die Geschichte von Linas Verhältnis zu Rudolf Schock. Fotos: Ulrike Plapp-Schirmer  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike
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