25 Meter lang, 8 Meter breit: Scheuerle-Lkw kämpft sich durch enge Gassen
Ein Schwertransport ist in der Nacht von Pfedelbach zum Heilbronner Hafen unterwegs. Eine der Herausforderungen ist die enge Ortsdurchfahrt von Bitzfeld.

Obwohl es klirrend kalt ist, kommen die Fahrer der Spedition Kübler in der Nacht auf Mittwoch nicht nur einmal ins Schwitzen: 25 Meter lang und acht Meter breit sind die zwei Schiffssektionstransporter jeweils, die von TII-Scheuerle in Pfedelbach nach Heilbronn in den Hafen müssen.
Zweimal 250 Tonnen rollen durch die kalte Nacht. Das Problem ist in diesem Fall aber nicht allein das imposante Frachtgewicht von 150 Tonnen pro Fahrzeug: Schwierig ist die Breite der Ladung mit acht Metern. Denn: In der Ortsdurchfahrt Bitzfeld ist zwischen den Häusern nur 8,22 Meter Luft. Eine enge Nummer, selbst für Profis.
Transport kämpft sich durch enge Straßen von Hohenlohe: Bisher größter Transport dieser Art über Landstraßen
Die Spedition Kübler setzt zwei 18-Achs-Fahrzeuge von TII-Scheuerle ein, um den Transport durchzuführen. Es ist der bisher größte Transport dieser Art, der so über die Landstraßen rollt, erklärt Bernd Obenland von TII-Scheuerle. Normalerweise wurden Transporte in dieser Größe in der Vergangenheit über die Autobahn gemacht.
Brücken dürfen nicht befahren werden

Dass nun die Route über die Landesstraße führt, liegt nicht an dem Unfall samt Sperrung auf der A6 am Dienstag. Da die Autobahnbrücken abgelastet worden seien, müsse nun der deutlich kompliziertere Weg genommen werden, erklärt Bernd Obenland kurz vor Abfahrt Susanne Rettenmaier, Tochter des 2020 verstorbenen Firmeninhabers Otto Rettenmaier. Sie wie auch ihre Neffe Fabian Weingart verfolgen gespannt, wie der Koloss vom Firmengelände rollt. Auch viele der rund 400 Firmenangehörigen sind entlang der Strecke unterwegs.
Kollegen dirigieren
Engstellen in Bitzfeld, Bretzfeld und Hölzern fordern die Fahrer Michael Weber und Adam Bancarz. Die Profis liefern Millimeterarbeit ab. Dirigiert werden sie dabei von den Kollegen in Begleitfahrzeugen, die an heiklen Stellen über Funk Anweisungen ins Führerhaus geben. Zwei Polizeifahrzeuge begleiten den Tross, um die Route freizuhalten.
Apropos freihalten: Verkehrsschilder, Ampelanlagen und Fussgängerüberwege sind natürliche Feinde eines so breiten Transports. Schon Tage zuvor waren störende Schilder markiert und wenn nötig weggeflext worden. "Steckbar machen" nennen das die Profis. Sobald der Transport die Stellen passiert hat, werden die Schilder von der Nachhut wieder montiert.
Lenkung wird umgestellt
Einfach wegnehmen geht aber nicht bei den beiden Häusern in Bitzfeld. Gleich nach dem Abbiegen Richtung Bretzfeld sehen auch Laien: Hier wird es richtig eng. Michael Weber und Bernd Obenland steigen aus, sehen sich die Stelle ganz genau an. Bauen dann die Lenkung des Transports auf Seilzug um. "So können wir noch feiner justieren", erklärt Michael Weber. Millimeterweise bewegt er hochkonzentriert den riesigen Transport durch das Nadelöhr. Geschafft.
Sein Kollege muss später einige Meter zurücksetzen in einer Lücke, die den meisten Kleinwagenfahrer Herzrasen verursachen würde. Er kommt erst gegen Mitternacht in Bretzfeld an. Dort wurden vom Begleittrupp des ersten Fahrzeugs noch schnell Teile eines Bauzauns entfernt, um nicht das Geländer bei der Bäckerei zu streifen.
Weitere Engstellen folgen
Auch im Schemelsbergtunnel ist links und rechts nur noch wenig Platz. Um 5.30 Uhr ist nach siebeneinhalb Stunden das erste Ziel, der Heilbronner Hafen, erreicht. Nun geht es nach Antwerpen. Dahin fährt auch Bernd Obenland mit Team, um die Fahrzeuge auf das Seeschiff nach Talisman zu bringen. Weiter geht es zum Zielort Masan in Korea.
Die zwei Schiffssektionstranporter, die bis zu 800 Tonnen Nutzlast auf elf Achsen transportieren, werden in einer Schiffswerft zum Einsatz kommen. Hyundai hat fünf dieser Transporter von TII-Scheuerle gekauft. Die ersten beiden Fahrzeuge sind nun verschifft, die drei anderen folgen 2024, erklärt Firmensprecherin Irene Kromm.



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