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Hohenlohe
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Gemeinsames Konzept für Direktvermarktung mit Automaten

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Automaten können die Grundversorgung in ländlichen Gegenden sichern, Erzeuger unterstützen und Tourismus stärken. Das wurde bei der Konferenz über Direkvermarktung mit Automaten mit Erzeugern, Gastronomen und anderen Interessierten diskutiert.

Eier, Saft, Obst und Gemüse lagert gut gekühlt in den kleinen Schließfächern. Einfach Geld einwerfen, das Fach wählen und Kirschen oder Kartoffeln mitnehmen.
Foto: Tscherwitschke
Eier, Saft, Obst und Gemüse lagert gut gekühlt in den kleinen Schließfächern. Einfach Geld einwerfen, das Fach wählen und Kirschen oder Kartoffeln mitnehmen. Foto: Tscherwitschke  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Eine ältere Frau, die in einem kleinen Dorf wohnt und nicht mehr ohne weiteres in den nächsten - nicht gerade nah gelegenen - Supermarkt kommt; ein junger Mann, der gerne regionale Produkte kaufen möchte, aber wegen der Spätschicht nicht mehr rechtzeitig in die Läden kommt; ein Landwirt, der gerne seine Produkte direkt an den Kunden vermarkten möchte, aber für einen eigenen Laden keine Zeit hat: Für all diese Probleme gibt es eine Lösung - Verkaufsautomaten. Bei einer Konferenz über Direkvermarktung mit Automaten in Hohenlohe wurden diese Lösungen nun mit Direktvermarktern, Gastronomen und anderen Interessierten diskutiert.

Verschiedene Möglichkeiten des Direktverkaufes

Wer bei Automaten-Verkauf lediglich an Kaffee oder "Automatenfraß" denkt, der hat weit gefehlt. Das wollen die Veranstalter der Konferenz, die Wirtschaftsinitiative, das Landwirtschaftsamt, das Leader-Regionalmanagement und die Touristikgemeinschaft Hohenlohe ihren interessierten Zuschauern in der Online-Konferenz vermitteln. Dass moderne Konzepte längst auch im Hohenlohekreis angekommen sind, erklärt Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der DHBW Heilbronn. Auch, weil es viele verschiedene Möglichkeiten des Direktverkaufes gibt.

Automated Boxes

Zwei verschiedene Arten von 24/7-Stores, also rund um die Uhr geöffneten Läden, gibt es, erklärt Rüschen. "Man kann sie grob unterscheiden in sogenannte Walk-in-Läden und Automated Boxes." Ein Beispiel für einen Walk-in-Laden ist etwa die Shopbox, die seit Ende Februar auf dem Bildungscampus in Heilbronn getestet wird. Ohne einen Verkäufer vor Ort kann der Kunde in den Laden gehen. Er identifiziert sich per App, die entnommene Ware wird automatisch erkannt und am Ende bekommt der Kunde die Rechnung aufs Handy. "Gerade im ländlichen Raum gibt es in Deutschland für so was viele Anbieter", erklärt Rausch. "Auch eine Hybridlösung ist denkbar, also, dass der Laden außerhalb der Öffnungszeiten so funktioniert, gerade das ist für ländliche Gegenden geeignet." Allerdings sei die Standortwahl solcher Walk-in-Läden eingeschränkt. "Das hat viel mit Vertrauen zu tun", erklärt Rausch. "An einem Bahnhof würde ich so etwas nicht empfehlen."

Automatenverkauf als Alternative für Erzeuger

Jede Art von Lebensmitteln kann in einem Automat verkauft werden, auch Fleisch und Wurst oder sogar Pizzen.
Foto: Archiv/Vanessa Müller
Jede Art von Lebensmitteln kann in einem Automat verkauft werden, auch Fleisch und Wurst oder sogar Pizzen. Foto: Archiv/Vanessa Müller  Foto: Müller

Als Alternative zu Walk-in-Läden gibt es den Automaten-Verkauf, der zahlreiche Vorteile bietet, so Rausch. "Im ländlichen Raum können so Versorgungslücken geschossen werden", erklärt er. "Es gibt viele verschiedene Varianten, die an die Kundenwünsche, Produkte und auch Bedingungen vor Ort angepasst werden können."

Den Beweis dafür liefert Simone Heinz, die mit ihrem Mann den Obstbau Schmierer in Pfahlbach betreibt. "Wir hatten 2017 ein schweres Jahr", erklärt sie und weist auf Ernteausfälle hin. "Deshalb mussten wir uns breiter aufstellen." Bereits zuvor hatte der Hof einen kleinen, selber gebauten Stand mit zwölf kleinen Fächern, wo Kunden Äpfel kaufen konnten. Inzwischen wurde, dank Eigeninitiative und Förderungen, ein großer Verkaufsraum gebaut, in dem ein Klappenautomat steht, "der perfekt für empfindliche Äpfel ist", wie Heinz erklärt. Doch nicht nur die sind dort zu kaufen: "Wir haben natürlich unsere eigenen Produkte, also Säfte, Eier, Marmelade und Beeren im Angebot", erklärt Heinz, "aber auch regionale Fremdware wie Honig, Wildbratwürste oder Eis."

Eine Frage des Standortes

Neben der Auswahl des richtigen Automaten ist vor allem die Standort-Frage wichtig. Denn richtig positioniert, so Caroline Bogenschütz, Leiterin des Amts für Wirtschaftsförderung und Tourismus Hohenlohe, könnten die Automaten nicht nur den Einwohnern helfen, sondern "auch einen Pluspunkt für Tourismus in unserer Genießerregion darstellen". Wo Radfahrer haltmachten, etwa an E-Bike-Ladestationen, "sehe ich enormes Potenzial für Automaten", so Bogenschütz.

Das Wichtigste für Bogenschütz: Einheitlichkeit. Etwa durch ein gemeinsames Logo sowie eine Website, auf der alle Automaten gelistet sind. "In diese Richtung könnten wir alle gemeinsam gehen", so die Leiterin der Wirtschaftsförderung.

Förderung

Direktvermarkter haben zahlreiche Möglichkeiten, sich Automaten vom Land Baden-Württemberg fördern zu lassen. Durch das Leader- sowie Regionalbudget, durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) oder die Förderung für Diversifizierung. Egal welche Förderung man nutzt und bekommt, "an alle drei Stellen sollte man sich frühzeitig wenden", empfiehlt Thomas Schulte vom Leader-Regionalmanagement Hohenlohe-Tauber.

 
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