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Eine Leidenschaft fürs Leben

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42 Jahre war Martin Probst Lehrer und Rektor an der Georg-Wagner-Realschule

"Ich hab" den Beruf immer verdammt gern gemacht."
          Martin Probst
"Ich hab" den Beruf immer verdammt gern gemacht." Martin Probst

Künzelsau - Auf Augenhöhe Doch, betont er, etwas sei von diesem Ideal in der heutigen Schule sehr wohl verwirklicht. "Lehrer und Schüler begegnen sich heute ganz anders, haben eine persönlichere Beziehung zueinander, gehen recht natürlich miteinander um." Dennoch erinnert er sich nur zu gut, dass ihm nach einem Jahr "große Zweifel gekommen" sind. Schnell hat der junge Pädagoge bemerkt, dass "immer eine Diskrepanz zwischen Schüler und Lehrer bleibt, auch wenn man versucht, einander auf Augenhöhe zu begegnen."

Aber trotz aller Anfängerskepsis, trotz aller Kritik, mit der er der Bildungspolitik heute gegenübersteht, beharrt er: "Ich hab den Beruf immer verdammt gern gemacht." Wer würde an seinen Worten zweifeln nach 42 Jahren im Schuldienst, erst als Lehrer, dann als Konrektor und Rektor − immer an derselben Schule, der Georg-Wagner-Realschule?

Nähe Die Schüler waren es, die ihm diese Freude am Beruf erhalten haben. "Es kommt so viel von den Kindern zurück", fasst er schlicht zusammen. Deshalb waren für ihn die besonderen Höhepunkte im Berufsleben immer die, in denen die Nähe zu den Schülern besonders groß war. Während Schullandheimaufenthalten zum Beispiel, "weil man da mit den Schülern ganz anders zusammenkommt und sie ganz anders kennen lernt". Oder auch bei den Schuljubiläen 1998 oder 2004/05, zu denen viele Ehemalige kamen und Rückmeldung gaben.

Auch die Kollegen waren dem Sozialdemokraten, der sich auch im Schulpersonalrat engagierte, stets wichtig. Das freundschaftliche Miteinander hat ihn schon in der Anfangszeit begeistert, als viele junge Lehrer die Georg-Wagner-Realschule prägten und gut 90 Prozent des Lebens an der Schule verbrachten. Großes Engagement präge noch heute das Kollegium. Sein Kollegium der Realschule. "Wenn die Kollegen nicht über Jahre hinweg an und über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gegangen wären, wäre vieles nicht machbar gewesen", sagt er klipp und klar.

Dass Lehrer in der öffentlichen Diskussion so oft als "Faulpelze und Fußkranke" angefeindet werden, das tut Martin Prost deshalb weh. "Das ist zu pauschal. Das wird den Leistungen an den Schulen nicht gerecht", urteilt er. Das Bildungswesen hat sich verändert seit seinen Anfangsjahren, und dass es immer noch viel zu kritisieren gibt, das schmerzt den Pädagogen schon. Viel sei reformiert worden, gesteht er zu, "Aber ich habe keine Reform erlebt, die all das zur Verfügung gestellt hat, was man zu ihrer Umsetzung gebraucht hätte." Das zeige sich schon an der Schularchitektur. Wolle man den Frontalunterricht tatsächlich aufbrechen, dann seien dazu großzügige Klassenzimmer nötig, in denen Schülergruppen unabhängig voneinander arbeiten könnten. "Aber die Klassenzimmer der Neubauten sind heute kleiner, als in den Altbauten. Was pädagogisch gedacht wird, wurde nie räumlich umgesetzt."

Schulsozialarbeit Und wenn man sich das Schul-Vorzeigeland Finnland tatsächlich zum Vorbild nehmen wolle, dann brauche man nicht nur an Brennpunktschulen, sondern auch an Realschulen und Gymnasien Sozialarbeiter. "Dann würden wir wesentlich weniger Probleme an die Gesellschaft abgeben", ist er überzeugt.

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