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Elsbeeren-Schnaps eine Premiere

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Rarität an der LVWO erzeugt − Elegantes Aroma von Schokolade und Mandeln

Von unserem Mitarbeiter Gustav Döttling
Sie haben fleißig Früchte gesammelt und füllen nun die Brennanlage unter Anleitung von Günter Röhrig (links): Klaus Colberg, (Zweiter von links), Richard Arnold und Jörg Heine (rechts).Fotos: Gustav Döttling
Sie haben fleißig Früchte gesammelt und füllen nun die Brennanlage unter Anleitung von Günter Röhrig (links): Klaus Colberg, (Zweiter von links), Richard Arnold und Jörg Heine (rechts).Fotos: Gustav Döttling

Weinsberg - Für Dr. Günter Röhrig ist das Brennen edler Obst- und Frucht-Destillate Wissenschaft und Abenteuer zugleich. "Man weiß vorher nie, welche Aromen und Geschmacksnoten entstehen und welche Menge bei einem Brand herauskommt", sagt der Leiter der Abteilung für Frucht und Brennereitechnologie an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO). Sein neuestes Abenteuer, gleichzeitig eine Premiere in seiner 35-jährigen Laufbahn an der LVWO, ist ein Elsbeeren-Brand.

"Wir haben in den Weinsberger Beständen rund 70 Liter Elsbeeren gesammelt", sagt einer der beiden Ideengeber, der ehemalige Stadtbaumeister Klaus Colberg. Mit seinem Freund Jörg Heine hat er die Wildfrüchte in mühsamer Kleinarbeit geerntet und zum Einmaischen in die LVWO gebracht. "Wir haben zusammen mindestens 25 Stunden gebraucht, um diese Menge zu ernten", schätzt Heine. Die Früchte müsse man von den Bäumen schneiden, weiß Röhrig. "Weil die Elsbeere der Baum des Jahres ist, sind wir auf die Idee gekommen, die Früchte zu sammeln und brennen zu lassen", so Colberg.

Teuer "Ein Destillat aus Elsbeeren ist in Deutschland eine echte Rarität. Sie ist ein König unter den Edelbränden", ergänzt er. Ein Liter Elsbeeren-Destillat könne bis zu 1100 Euro kosten. Ihm sei nur eine Brennerei in Bayern bekannt, die diesen Schnaps herstelle. In Österreich sei er weiter verbreitet.

Vor der modernen computergesteuerten Brennanlage stehen zwei kleine Fässer mit der braunen Maische. Die ersten Früchte wurden am 19. September eingemaischt, geerntet wurde bis 10. Oktober. "Das sind winzige Dinger", nimmt Röhrig eine rotbraune Elsbeere zwischen die Finger. Mit zugesetzten Enzymen wird der Abbau von Pektin beschleunigt, Hefe bringt den Gärvorgang zum Laufen.

Für Colberg und seine Freunde ist der große Moment gekommen. Der Brennkessel ist gewässert und wartet darauf, mit der vergorenen Maische gefüllt zu werden. Colberg nimmt einen Becher und leert die erste Maische durch die runde Öffnung in den Brennkessel. Mit Jörg Heine und Richard Arnold füllt er die Brennanlage zur Hälfte ihres Volumens von 140 Litern.

"Für die Elsbeere verwende ich das Mispel-Programm", wählt Röhrig am Touchscreen der Anlage aus. Nach einer Stunde fällt der erste Tropfen des Vorlaufs in den Glasbehälter unter dem Kühler der Brennanlage. Nach 95 Minuten ist der Vorgang abgeschlossen. Die dampfbeheizte Anlage hat 1,65 Liter 80-prozentigen Elsbeerenbrand erzeugt.

Verdünnt Diese Menge wird mit enthärtetem Wasser auf 40 Prozent verdünnt, wodurch sich das Volumen verdoppelt. "Ein unheimlich feines, elegantes Aroma, es schmeckt nach Schokolade, Mandeln und hat eine leichte Marzipannote", erfüllt der erste Weinsberger Elsbeerenbrand die kühnsten Erwartungen des Brennereichefs. Eine Probe bleibt in der LVWO, knapp drei Liter des Edelbrandes dürfen die drei Elsbeerensammler nach dem Filtrieren und Verdünnen mit nach Hause nehmen.

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