Der ständige Reiz, sich zu verbessern
Armwrestler aus Deutschland und Österreich treffen sich beim offenen Training der Pulldogs.

Armdrücken verhält sich zu Armwrestling wie Bolzplatzkicken zur 1. Bundesliga. Diesen Vergleich zieht Kevin Wolf, Trainingsleiter der Pulldogs Germany, in Güglingen gerne heran, wenn er auf seinen Sport angesprochen wird. "Armdrücken machen halt viele besoffen in Bars, dadurch hat auch das Armwrestling einen schlechten Ruf." Dabei brauche man fünf Jahre, um den Sport richtig zu lernen und gut zu werden.
Einen Einblick boten die Pulldogs bei ihrem zweiten internationalen Open Practice Day am Samstag, quasi ein offenes Training, bei dem auch Neugierige vorbei schauen konnten. Es kamen aber nur lauter aktive Sportler, die sich über neue Trainingspartner freuten.
Optik
Die anwesenden Männer sind sehr unterschiedlich. Manche sehen genauso aus, wie man sich als Laie einen Armwrestler vorstellt − groß und sehr muskulös. "Aber je größer der Arm, desto größer ist eigentlich die Behinderung", betont Wolf. Denn bei diesem Sport muss man kompakt stehen, den Arm nahe am Körper halten. Lange Arme sind von Vorteil, wegen der Hebelwirkung, und starke Sehnen.
Aber es gibt natürlich Gewichtsklassen, und damit wachsen auch die Muskelberge. Der Osttiroler Hans-Peter Fuchs kämpft in der nach oben offenen Klasse ab 100 Kilogramm. Bodybuilding war früher sein Hobby, und das sieht man ihm auch an. "Die Kraft daraus hilft ungemein, weil das Fundament schon da ist", ist er überzeugt. Die Technik lerne sich dann fast von selbst mit verschiedenen Partnern und etwas Gefühl. Wegen der Kollegen sind er und seine Vereinskameraden heute nach Güglingen gefahren.
Die Gemeinschaft unter den Armwrestlern ist groß, allzu viele von ihnen gibt es schließlich nicht. "Es ist aber wichtig, immer mal mit jemand anderem zu trainieren, um sich zu verbessern." Eigentlich hätte Fuchs an diesem Tag in einem der Showkämpfe antreten sollen, aber sein Gegner hat kurzfristig abgesagt. In dieser Klasse ist es schwer möglich, Ersatz zu finden. "Egal, das wird ein super Trainingstag."
Das optische Gegenteil von Fuchs ist Kevin Berberich. Der 26-Jährige ist nicht besonders groß und wirkt im Vergleich fast schon schmächtig. Aber da steckt viel unter dem Sweatshirt, der Hanauer war schon Weltmeister im Verband Arm Wars. "Der ist aber nur fürs Fernsehen, bei den richtigen Verbänden war ich maximal Fünfter", beschwichtigt er. Seit zehn Jahren übt Berberich seinen Sport aus. "Ich habe damals im Armdrücken alle Kumpels bis auf einen besiegt, dann ein bisschen recherchiert, was man da machen kann und festgestellt, dass der größte deutsche Verein direkt um die Ecke liegt."
Motivation
Und dann hat es Kevin Berberich gepackt, obwohl er am Anfang auch gegen jede Frau verloren hat. "Es motiviert ungemein, jemand schlagen zu können, bei dem es bisher nicht geklappt hat." Der Anreiz, besser zu werden, sei immer noch da. "Es macht einfach Höllenspaß."
Pizza Immer wieder finden sich neue Partner an den aufgestellten Tischen. Der ganze Körper muss warm sein, aber am Wichtigsten sind Handgelenk, Ellbogen und Schulter. Die Erfahrenen geben den Jungen Tipps, zeigen, wie sie die Hand richtig halten, um ihre Kraft besser umsetzen zu können. Zwischendurch wird ein Stück Pizza gegessen, Training ist anstrengend. Der Schweiß fließt. Das wird ein super Trainingstag.
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