Hat Behringer unwissentlich Irans Waffenindustrie beliefert?
Behauptung eines Bloomberg-Journalisten - Firma: Wir haben Exportregeln eingehalten

Kirchardt - Ein aus der Sicht der Kirchardter Firma Behringer harmloses Geschäft ist für den Nachrichtenagentur Bloomberg mit Hauptsitz in New York zum Thema geworden. In einem Bericht des Dienstes wird behauptet, die Firma aus Kirchardt habe, ohne es zu wissen, eine Lieferung an einen iranischen Raketen-Bauer auf den Weg gebracht - über eine zwischengeschaltete Tarnfirma. Die Lieferung soll aus Teilen für Industriesägen bestanden haben.
Geschäftsführer Christian Behringer sagte dazu auf Anfrage: „Alle Exportbestimmungen wurden eingehalten.“ Die 1919 gegründete Firma Behringer, die hauptsächlich industrielle Sägen herstellt, ist einer der größten Arbeitgeber in Kirchardt und hat weltweit Vertretungen, eine davon auch in Iran. Bei dem Kunden in Iran habe es sich den Kundenangaben zufolge um ein Unternehmen aus der Automobilbranche gehandelt, so Geschäftsführer Behringer. Zum Zeitpunkt, als sich dieses Geschäft angebahnt habe, sei es zulässig gewesen.
Komplex Der Hintergrund des Bloomberg-Berichts ist komplex: Wie Autor Vernon Silver recherchiert haben will, soll die vom UN-Sicherheitsrat sanktionierte Shahid Hemmat Industrial Group (SHIG) die Tarnfirma Sabalan Co. vorgeschoben haben, um für ihre Zwecke einzukaufen. Am 26. Dezember 2006 soll die Bank Sepah eine Zahlungszusicherung in Höhe von 28 845 Euro im Namen des Importeurs zur Sepah-Niederlassung in Rom geschickt haben - die für den Lieferanten gedacht gewesen sein soll: die Firma Behringer aus Kirchardt.
Nicht beschuldigt Geschäftsführer Behringer spricht von Sabalan Automobile Parts. Behringer sei für seine Produkte, Sägemaschinen und Ersatzteile, aus der Zeit vor dem Iran-Embargo vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ein Nullbescheid erteilt worden. „Es bestanden vom Produkt her keine Bedenken gegen einen Export in den Iran.“ Der Kunde sei auch in keiner Liste des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle als ein in der Rüstungsindustrie einschlägiges Unternehmen erfasst.
Der Bericht des renommierten Nachrichtendienstes Bloomberg ist am 23. August 2007 veröffentlicht worden und seither auch online zu finden, unter Bloomberg.com. Darin wird Christian Behringer von Autor Silver zitiert: Seine Firma habe keine Ahnung davon gehabt, dass ein Produzent von Mittelstreckenraketen, dem vom UN-Sicherheitsrat der Erwerb von Ausrüstung jeglicher Art untersagt worden war, hinter dem Geschäft steckte. Und er habe nicht gewusst, dass die Bank Sepah die SHIG darin unterstützt haben könnte, die UN-Resolution zu unterlaufen.
Nach Darstellung des Bloomberg-Journalisten wird das Unternehmen Behringer nicht beschuldigt, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Da das Embargo unmittelbar auch in laufende Irangeschäfte eingreife, sagte Behringer, sei die Ware beim Zoll eingelagert und die vom Kunden über das Akkreditiv eingezahlten Gelder eingefroren worden. „Dies ist der derzeitige Stand eines vor dem Embargo angebahnten Exportgeschäftes, das durch das nachfolgend erteilte Embargo gestoppt wurde.“ Behringer: „Wir gehen davon aus, dass es bei den im Export tätigen Unternehmen vielfach ähnliche Fälle geben wird.“
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