Sportler schufteten für neues Stadion
Vor genau 40 Jahren wurden die Anlagen unterm Heuchelberg eingeweiht

Leingarten - Ins Schwabenalter kommt dieser Tage das Leingartener Heuchelbergstadion: Von 4. bis 8. Juni 1969 wurde Einweihung für die Sportstätte gefeiert, die damals noch dem SV Großgartach (SVG) gehörte. Rund 380 000 Mark kostete es, den ehemaligen Keuperplatz unter dem Heuchelberg in ein modernes Stadion umzuwandeln, erinnern sich Günther Macco (79) und Werner Schnabel (81), die beiden Ex-Vorsitzenden des heutigen SV Leingarten, unter deren Regie die Sportstätte vor vier Jahrzehnten gebaut wurden.
Trockener Lehmboden Schon viel länger gibt es am Fuße des Heuchelbergs einen Platz, auf dem die örtliche Jugend kickt - allerdings hat der dortige Lehmboden Gefälle und ist stark ausgetrocknet. Trotzdem wird auf dem Gelände nach Kriegsende wieder gegen das runde Leder getreten: „Am 28. August 1945 wurde auf dem Platz zum ersten Mal nach dem Krieg wieder Fußball gespielt - gegen Frankenbach“, erinnert sich Werner Schnabel, der damals ein junger Mann war.
Zuvor müssen seine Freunde und er allerdings mit den amerikanischen Besatzern verhandeln, denn die Soldaten haben das Spielfeld in eine Baseballanlage umfunktioniert. Ein amerikanischer Oberst gibt den Großgartachern den Platz schließlich zurück.
Heute ist das Areal um das Stadion ein beliebtes Ausflugsziel mit vielen Freizeitmöglichkeiten und gastronomischen Angeboten. Damals ist um den Fußballplatz herum nicht viel los. Die örtlichen Reiter nutzen das Gelände an Stelle der heutigen Minigolfanlage zum Üben. Auch das Waldheim steht schon. Es wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts von Mitgliedern des SPD-nahen Turnvereins erbaut und 1934 an einen örtlichen Friseurmeister versteigert. Jahrelang dient es danach dem Sportverein als Vereinsheim, und die Sportler kleiden sich im Untergeschoss zum Training um.
1964 beschließen die SVG-Mitglieder auf Vorschlag des damaligen Vorsitzenden Günther Macco - im Hauptberuf Architekt - eine grundlegende Sanierung des Sportgeländes. Mit „ein paar tausend Stunden Arbeitsleistung“ (Schnabel) der Vereinsmitglieder und mit Unterstützung amerikanischer Soldaten und deren Raupen wird das Areal erst platt gemacht und dann wieder hergerichtet.
Eigenleistung Der Hartplatz zwischen Waldheim und der heutigen Tennisanlage wird 1966 in Betrieb genommen, in einer zweiten Bauphase entstehen Hauptplatz sowie eine Sportanlage mit einer 400-Meter-Rundbahn und Einrichtungen für leichtathletische Disziplinen. Kostenpunkt: rund 380 000 Mark zuzüglich der Kosten für die Außenanlagen. Finanziert wird das Ganze durch die Gemeinde, durch Fördermittel des Landessportbundes, durch Spenden sowie durch einen beachtlichen Eigenanteil des SVG: zusätzlich zu den rund 5000 Arbeitsstunden, die die Mitglieder leisten, bringt der Verein noch 100 000 Mark auf. Geld, das in erster Linie mit dem beliebten Leintal-Fasching in der örtlichen Festhalle erwirtschaftet wird. Damit legt der SVG den Grundstein für die modernen SVL-Anlagen, die in den Jahrzehnten danach kontinuierlich erweitert und modernisiert werden. Mit ihnen wächst auch der Verein - von rund 850 SVG-Mitgliedern im Jahre 1969 zu inzwischen 2741 SVL-Mitgliedern. Der Sportverein Leingarten ist damit nach der TSG Heilbronn und der Sportunion Neckarsulm zum drittgrößten Sportvereinen in der Region avanciert.
Zur offiziellen Eröffnung der Anlage im Juni 1969 steigt ein viertägiges Fest - unter anderem mit einem Spiel von Fortuna Düsseldorf, damals Regionalliga West, gegen eine Leintal-Auswahl. Aus dem zusätzlichen Pokalturnier geht der SV Gemmingen als Sieger hervor.


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